Bewegungsmangel, die neue Volkskrankheit. In den letzten Jahrzehnten hat sich in Deutschland die Arbeitswelt verändert. Dies spielt eine bedeutende Rolle in der Zunahme von Bewegungsmangel unter Erwachsenen. Die Arbeitsbedingungen haben sich maßgeblich verändert, denn fast jeder zweite Arbeitsplatz in Deutschland ist ein Büroarbeitsplatz. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin konnte feststellen, dass 53,4 % der Erwerbstätigkeiten in Deutschland ihre berufliche Tätigkeit überwiegend in sitzender Haltung verbringen. In einer weiteren Studie der Technikerkrankenkasse 2016 lieferte folgende Ergebnisse: 39 % der Teilnehmer der Bewegungsstudie “ Beweg dich” ergab, dass sie fast nur im Sitzen arbeiten und überwiegend es sich um ein Bildschirmarbeitsplatz handelt und aufgrund der sitzenden Tätigkeit im Beruf Bewegungsmangel einhergeht. Außerdem führt die Tätigkeit zu Muskelabbau, Verspannungen, Rückenschmerzen und zu weiteren gesundheitlichen Risiken. Gesundheitsexperten warnen vor diesen Folgen durch das lange Sitzen und der steigenden Krankheitsfälle, welche auch Betriebe deshalb Abhilfe schaffen wollen. Ich möchte Dich in diesem Artikel für das Thema Bewegungsmangel und seine Folgen sensibilisieren.

 

Was ist Bewegungsmangel

Hollmann und Strüder definieren Bewegungsmangel als:

“…muskuläre Beanspruchung, die chronisch unterhalb einer Reizschwelle liegt, deren Überschreitung notwendig ist zum Erhalt der funktionellen Kapazität. Bewegungsmangel ist bei einer gesunden Person von durchschnittlicher Leistungsfähigkeit die chronische Unterlassung einer Beanspruchung von mehr als etwa 30 % der maximalen statischen Kraft bzw. etwa 50 % der maximalen Kreislaufleistungsfähigkeit.”

Der Bewegungsmangel ist demnach gekennzeichnet durch die zu erwartende Abnahme der funktionellen Leistungsfähigkeit.

Um diesem Bewegungsmangel vorzubeugen, ist es vorab wichtig zu wissen, was unter Bewegung verstanden wird. Außerdem ist es nötig, bewusst zu werden, welches Maß an körperlicher und sportlicher Aktivität einer Person zur Gesunderhaltung des Körpers empfohlen wird.

Bewegung wird als jede Aktivität der Skelettmuskulatur bezeichnet, welche zu einem höheren Energieverbrauch als über den Ruhezustand hinausführt. In Studien wird häufig das metabolische Äquivalent (MET) herangezogen, welche sich überwiegend auf die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) beziehen. Dieses Maß stellt den Energieverbrauch bei körperlichen Aktivitäten ab. 1 MET entspricht dem Energieverbrauch in Ruhe. So können körperliche und sportliche Aktivitäten verglichen werden. Zu den körperlichen Bewegungen zählen sowohl anstrengende berufliche Tätigkeiten, Alltagstätigkeiten, sowohl Sport- und Freizeitaktivitäten. Bei den sogenannten MET-Einheiten lassen sich die Aktivitäten unterteilen in Aktivitäten mit leichter, moderater und anstrengenden Intensität. Anhand dieser Werte kann ausgewertet werden, wie weil körperliche Aktivität benötigt wird, um positiv auf die Gesundheit zu wirken. Aktivitäten mit bis zu 2,9 MET werden als Alltags- oder Basiseinheiten bezeichnet. Werden die Alltagsaktivitäten nicht mit moderat-intensive körperlicher Aktivität ergänzt, spricht man von Bewegungsmangel. Zu moderater körperlichen Aktivität lassen sich Treppensteigen oder Gehen nennen. Intensive körperliche Aktivität lassen sich z.B. mit Joggen oder schnellem Radfahren erzielen.

Folgen von Bewegungsmangel

Bewegungsmangel ist ein erwiesener Risikofaktor für verschiedene Krankheitsbilder. Die körperliche Leistungsfähigkeit einer Person nimmt bei Mangel an Bewegung ab. Das Risiko von kardiovaskulärer Erkrankung und die Sterberate der Bevölkerung steigt an. Auch das Risiko für Diabetes Typ 2 und verschiedene Krebserkrankungen ist erhöht und Übergewicht wird begünstigt, sofern die Energiezufuhr nicht dem Energieverbrauch angepasst wird. Auch für den Bewegungsapparat und das Immunsystem können sich negative Folgen ergeben.  Weitere Krankheiten, wie Muskel- und Gelenkschmerzen, muskuläre Verspannungen und schlechte Durchblutung können auch durch mangelnde Bewegung begünstigt werden. Bewegungsmangel gilt auch als Risikofaktor für zahlreiche psychische Erkrankungen. Denn körperliche Aktivität, Selbstwertgefühl und seelisches Wohlbefinden stehen in enger Verbindung zueinander. Körperliche inaktive Menschen haben ein um 70 % höheres Risiko für eine Depressionserkrankung als aktive Menschen.

 

Bewegungsmangel am Arbeitsplatz

Laut einer Bewegungsstudie der TK “Beweg Dich” aus dem Jahr 2016 ist dokumentiert, dass 39 % der befragten Personen ihre berufliche Tätigkeit fast nur im Sitzen ausführen. Laut TK entstehen auch “Rückenprobleme heute seltener durch körperliche Beanspruchung im Job und immer häufiger durch das genaue Gegenteil – durch Bewegungsmangel.” Auch ist ein großes Problem bei sitzender Tätigkeit ist die ergonomisch schlechte Haltung, in der meist länger gesessen wird. Bandscheibenprobleme, Bewegung für das Skelett, Muskeln und Gelenke sind Folgen von Bewegungsmangel und Inaktivität.

Mögliche Folgen des Dauersitzens am Bildschirm sind im Übrigen müdes Gehirn, träge Augen, Fettstoffwechselstörung, Fehlhaltungen der Wirbelsäule, erschlaffende Muskeln und Thromboserisiko. Wichtig wäre immer wieder Pausen einzulegen, denn nicht nur die Gelenke und Muskeln profitieren von der Bewegung, sondern auch die Aufmerksamkeit und die Produktivität.

 

Wie Du siehst, schadet Bewegungsmangel Dir massiv. Es ist wichtig einen Ausgleich zu schaffen und moderate Bewegung in den Alltag zu bringen. Nutze lieber die Treppe als den Aufzug, mache einen Mittagsspaziergang und parke das Auto weiter weg von der Arbeit oder dem Einkaufszentrum.